Erstes Interview mit der Digitalisierung

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Akzeptiert, toleriert und ignoriert. So unterschiedlich nehmen die Menschen sie in ihr Leben auf. Während viele Unternehmen gemeinsam mit ihr neue Märkte erschließen, neue Technologien entwickeln, das Leben erleichtern und Menschen sogar näher zusammenbringen, fühlen sich andere von ihr gestresst, überrollt und fürchten um ihren Arbeitsplatz. In ihrem ersten Interview, das jemals mit ihr geführt wurde, verrät sie mir, wie sich das für sie anfühlt.

Eva List (EL): Hallo liebe Digitalisierung. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen. Ich weiß, dass Sie immer viel unterwegs sind und rund um die Uhr arbeiten. Ich bin ein großer Fan von Ihnen. Ich werde mich kurz fassen und freue mich, dass ich Sie endlich einmal persönlich kennenlernen darf.“

Digitalisierung: Sehr gerne. Das ist mein erstes Interview. Aber bitte sagen Sie „Du“ zu mir.

EL: Gerne per Du. Dann legen wir mal direkt los. Meine erste Frage an dich: Wie würdest du dich in einem Satz beschreiben?

Digitalisierung: Puh, in einem Satz.(überlegt). Dieser Satz beschreibt mich ganz gut:

Ich brauche Menschen um zu existieren

EL: Wie meinst du das?

Digitalisierung: Naja, ich glaube, dass ich hier auf der Welt bin um etwas voranzubringen. Aber das kann ich nicht alleine. Dazu brauche ich Menschen.

Eva List: Das stimmt. Ohne die gäbe es dich ja auch gar nicht. Wie fühlt es sich für dich an, wenn Unternehmen dir die Tür vor der Nase zuschlagen. Ich lese viele Schlagzeilen, in denen man dich zum Beispiel für den Verlust von Arbeitsplätzen verantwortlich macht. Einige haben richtig Angst vor dir. Dabei hast du viele Unternehmen vorangebracht. Normalerweise müssten sich Geschäftsführer doch die Finger nach dir lecken?

Digitalisierung (schmunzelt, wird aber direkt wieder ernst): Ich kann beide Seiten sehr gut verstehen. Da gibt es eine Generation, die mit mir aufgewachsen ist. Schau dir die Startups an. Die haben kein Problem mit mir. Bei denen habe ich es leichter. Sie sind durch mich erfolgreich und ich bin von Anfang an mit an Bord.

Die Probleme verursache ich in den traditionellen Unternehmen und starren Organisationen, die mich jetzt an Bord holen wollen oder müssen. Da kommt so ein junges Ding daher, bringt alle Prozesse durcheinander und will denen jetzt sagen wo es langgeht. Das ist vergleichbar mit einem Azubi, der plötzlich Vorgesetzter eines alt eingesessenen Teams wird. Die wollen Beweise von mir, dass ich was drauf hab. Aber das ist vollkommen in Ordnung. Ich weiß, was ich kann.

Damit ich es in Zukunft leichter habe, brauche ich Menschen. Und zwar diejenigen, die mich schon kennen und gute Erfahrungen mit mir gemacht haben. Sie sind die Brücke zu denjenigen, die noch skeptisch sind oder mich fürchten.

EL: Aber du bist schon ziemlich schnell unterwegs, oder? Da kommen einige nicht mit. Du änderst fast täglich geliebte Routinen im Arbeitsalltag. Auch im privaten Leben machst du dich ganz schön breit. In einem Artikel einer Krankenkasse habe ich gelesen, dass du sogar Schuld an Burnouts, Depressionen und Rückenproblemen bist. Stimmt das?

Digitalisierung: Wieso soll ich denn für Burnouts, Depressionen und Rückenprobleme sorgen? Ich stecke ja nicht in den Menschen drin und pickse denen in ihr Rückenmark. Ne, den Schuh ziehe ich mir nicht an. (atmet einmal tief durch). Ich bin da und biete den Menschen an, von mir zu profitieren. Das kann im Privaten und im Beruflichen sein.

Für die Gesundheit der Menschen bin ich nicht verantwortlich. Ganz im Gegenteil. Ich mache es ihnen ja leichter, gesund zu bleiben. Nie war es einfacher sich in zwei Minuten einen Yoga-Kurs zu buchen, sich an Rückenübungen erinnern zu lassen und sich diese sogar vorturnen zu lassen. Rund um die Uhr. Wann immer sie wollen. Also da appelliere ich an die Vernunft jedes einzelnen sich um ihre Gesundheit zu kümmern.

EL: Glaubst du, dass es Unternehmen schaffen ohne dich am Markt bestehen zu können? Du hast ja schon einen erheblichen Einfluss.

Digitalisierung: Vielleicht kann es einigen Unternehmen noch gelingen ohne mich. Aber auf lange Sicht führt kein Weg an mir vorbei. Wer mir nicht traut oder Vorbehalte hat, dem biete ich an, mich kennenzulernen. Unterhaltet euch mit denen, die schon mit mir arbeiten. Ich will gar nicht am Chefsessel sägen und die Kontrolle über die Menschen gewinnen. Mit mir säße der eine oder andere da oben sogar noch etwas fester im Sattel.

EL: Wenn jetzt ein Unternehmen mit dir zusammenarbeiten möchte, wie sollte es vorgehen?

Digitalisierung: Die Start-Ups machen es den traditionellen Unternehmen vor. Baut die Oldshool-Organisationen ab – weg von klassisch hierarchischen Top-Down-Unternehmen und riesigen Verwaltungsapparaten. Hört auf Mitarbeitende zu kontrollieren, zu regeln und zu steuern. Gebt ihnen mehr Freiraum und gestaltet mit ihnen euer Business. Habt Bock auf Veränderungen, seid risikobereit, lasst Fehler zu und seid mutig neue Wege zu gehen.

Eva List: Eine letzte Frage an dich, weil ich merke, dass du am liebsten weiter möchtest. Was ist dein Wunsch für die Zukunft?

Digitalisierung: Dass die Menschen mir offener begegnen und mein Name viele positive Schlagzeilen machen wird. Ich bin total agil, möchte das Leben der Menschen leichter machen und sie näher zusammenbringen.

EL: Ein schönes Statement zum Ende. Vielen Dank für deine Zeit. Ich lasse dich jetzt weiterziehen und wünsche dir viele offene Türen bei den Menschen.